Der niederösterreichische Tourismus ist geprägt von einer großen Vielfalt an Kultur- und Naturattraktionen. Daher das urbane Zentrum Wien im Herzen Niederösterreichs gelegen ist nimmt der Tages- und Ausflugstourismus eine besonderes prominente Rolle im Gästemix ein. Insgesamt tragen die niederösterreichischen Tourismusbetriebe mit ihren 15.422 Angestellten zu 15,9 Prozent am Regionalen Inlandsprodukt bei.
Die folgende Masterthesis analysiert die Implementierung von Nachhaltigkeitsprinzipien in der niederösterreichischen Tourismuswirtschaft. Hierfür werden die Rolle von Nachhaltigkeitsprinzipien im niederösterreichischen Tourismus, das Potential zur nachhaltigen Entwicklung, die Vorteile und Nachteile der Beachtung von Nachhaltigkeitsprinzipien und Maßnahmen zur Förderung von Nachhaltigkeitsprinzipien untersucht. Die Ergebnisse basieren auf 23 Experteninterviews. Dabei wurde zwischen vier verschiedenen Expertengruppen unterschieden. Die erste und zweite Gruppe umfassen Hotelmanager, wobei die Befragten der ersten Gruppe aus mit dem Österreichsichen Umweltzeichen zertifizierten Betrieben stammen, beinhaltet die zweite Gruppe Hoteliers aus Betrieben ohne Ökozertifikat. Die dritte Gruppe behandelt die Bedeutung der Nachhaltigkeit aus der Sicht von sieben verschiedenen niederösterreichischen Marketingmanagern. Die vierte Expertengruppe erfasst Interviewpartner mit sehr unterschiedlichen Hintergründen. Enthalten sind eine Expertin der niederösterreichischen Tourismuspolitik, zwei Vertreterinnen des niederösterreichischen Naturtourismus, ein Vertreter der Gewerkschaft Vida, ein Vertreter des Österreichischen Umweltzeichens und ein Vertreter der Landwirtschaft.
Die Ergebnisse der Masterthesis zeigen, dass sowohl die niederösterreichische Tourismuspolitik als auch viele Stakeholder in der Tourismusindustrie bereits Aspekte der nachhaltigen Entwicklung im Tourismus umsetzen. Wobei es bisher noch keine geschlossene Nachhaltigkeitsstrategie der niederösterreichischen Tourismuswirtschaft gibt. Die meisten nachhaltigen Tourismusprodukte und Initiativen zur Förderung der Nachhaltigkeit sind in den Bereichen der Regionalentwicklung, der Kulinarik und dem Kulturtourismus zu finden. Oft werden diese Bereiche in Form von Genussfesten wie dem „Weinherbst“, dem „Pielachtaler Dirndlfest“, oder dem „Retzer Kürbisfest“ miteinander kombiniert. Eine Analyse von Tourismusmarken wie Top-Ausflugsziele Niederösterreich, Niederösterreichische Wirtshauskultur, oder Niederösterreichische Genießerzimmer ergab, dass die Beachtung von Nachhaltigkeitskriterien in den bestehenden Qualitätskriterien nur wenig Beachtung findet. Hinsichtlich der sozio-kulturellen Nachhaltigkeit wurden Schwächen in der Mitarbeiterzufriedenheit festgestellt. Dabei berichtet Experte der Gewerkschaft VIDA von Problemen in der Mitarbeiterbezahlung und in den Arbeitszeiten.
Eine Analyse der Verkehrsanbindung der Tourismusbetriebe und der Verkehrsmittelwahl der Gäste Niederösterreich zeigt Verbesserungsbedarf in der Anbindung durch öffentliche Verkehrsmittel auf.
Der niederösterreichische Naturtourismus wird bisher nicht in Form eines eigenen Geschäftsfelds der Niederösterreich-Werbung vermarktet. Die wirtschaftliche Durchschlagskraft wird bisher als zu gering eingeschätzt. In vielen Naturparken mangelt es an einem professionellem Parkmanagement und geschlossenen Tourismusangeboten. Solch ein Angebot findet man bisher in den beiden niederösterreichischen Nationalparks die einen wichtigen Beitrag zum Naturschutz, der Forschung und Bildung und zur Erholung leisten.
Sowohl Hotels mit Österreichischem Umweltzeichen als auch Hotels ohne Umweltzertifizierung berichten von Maßnahmen zur Verbesserung der Nachhaltigkeit ihrer Betriebsabläufe. Zertifizierte Betriebe konnten in der Regel die notwendigen Investitionen zur Erlangung des Umweltzeichens nach einem Jahr amortisieren und darüber hinaus in den folgenden Jahren Kostenersparnisse erzielen. Demgegenüber befürchten nicht zertifizierte Betriebe lange Amortisationszeiten aufgrund eines hohen Investitionsbedarfs. Außerdem wird der Umfang der Kriterienkatalogs und der entstehende Arbeitsaufwand als Hindernisse zur Implementierung von Nachhaltigkeitsprinzipien genannt.
Die Analyse zur Implementierung von Nachhaltigkeitsprinzipien zeigt einen deutlichen Bedarf an einer einheitlichen Nachhaltigkeitsstrategie der niederösterreichischen Tourismuswirtschaft die mit gebündelten Förderungsprogrammen, und einer verstärkten Vermarktung der Nachhaltigkeit einhergehen sollte.
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