Masterthesis von Markus Betz

Die folgenden Beiträge über die nachhaltige Entwicklung im niederösterreichischen Tourismus beruhen auf Ergebnissen der Masterthesis des Blog Autors.



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markus.betz@fh-krems.eu



Dienstag, 18. Mai 2010

Maßnahmen zur Implementierung von Nachhaltigkeitsprinzipien

Zur Implementierung von Nachhaltigkeitsprinzipien müsste man die vereinzelt bestehenden Maßnahmen des Landes bündeln und diese gemeinsam mit allen Stakeholdern zu einer Nachhaltigkeitsstrategie der niederösterreichischen Tourismuswirtschaft weiterentwickeln.
Der öffentlichen Hand kommt dabei eine Schlüsselfunktion zu. Durch die Etablierung von Nachhaltigkeitsindikatoren, der Einführung von Mindeststandards und dementsprechenden Kontrollinstrumenten, der Schaffung von Anreizförderungen und der Kompetenzvermittlung in der Ausbildung steht der Öffentlichen Hand eine breite Palette an Instrumentarien zur Implementierung von Nachhaltigkeitskriterien zur Verfügung. Darüber hinaus trägt die Politik als Eigentümer oder Anteilshaber in bedeutenden niederösterreichischen Tourismusbetrieben auch unternehmerische Verantwortung. In drei der Hotels ohne Österreichischen Umweltzeichen hält die öffentliche Hand Anteile beziehungsweise hat in der Projektentwicklung maßgeblich mitgearbeitet.
Eine durchgängige Nachhaltigkeitsstrategie bedingt, dass die Einhaltung grundsätzlicher Umweltkriterien, wie sie beispielsweise das Österreichische Umweltzeichen definiert, als Grundvoraussetzung zur Förderung bzw. Beteiligung der Öffentlichen Hand herangezogen wird. Die folgenden Maßnahmen zur Verbesserung der Nachhaltigkeit können aus den Ergebnissen der Expertenbefragungen zusammengefasst werden:
  • Schaffung einer niederösterreichischen Nachhaltigkeitsstrategie für den Tourismus
  • Ausarbeitung eines Leitfadens zur Implementierung von Nachhaltigkeitskriterien
  • Verstärkte Kommunikation von Nachhaltigkeitsprinzipien und Möglichkeiten zu deren Umsetzung in den Betrieben
  • Förderung der Durchführung von Nachhaltigkeitsberichten in den Betrieben
  • Schaffung von Anreizförderungen zur Einhaltung von Nachhaltigkeitsgrundsätzen
  • Schaffung von auf Nachhaltigkeitsprinzipien basierenden Ausschlusskriterien von Förderungen
  • Verbesserung der Information über bestehende Förderprogramme
  • Verbesserung der öffentlichen Verkehrsanbindung der Tourismusdestinationen und der sanften Mobilität vor Ort
  • Analyse der bestehenden Nachfrage für nachhaltige Produkte im niederösterreichischen Tourismus
  • Stärkere Bearbeitung nachhaltiger Themen in der Tourismuswerbung durch stärkere Hervorhebung von umweltzertifizierten Betrieben
  • Verstärkte ganzheitliche Beachtung von Nachhaltigkeitsprinzipien in den Kriterien von touristischen Dachmarken in Niederösterreich (Top-Ausflugsziele, Niederösterreichische Wirtshauskultur etc.)
  • Professionalisierung des naturtouristischen Angebotes in den Naturparken Niederösterreich
  • Verstärkte Bearbeitung des Naturtourismus in der Tourismuswerbung des Landes und der Destinationen
  • Bessere Koordination zwischen naturtouristischen Attraktionen und der Tourismuswerbung
  • Einbeziehung der Gemeinden bei naturtouristischen Projekten. Naturattraktionen und ihre Prinzipien sollten verstärkt auf lokaler Ebene mitgetragen werden.
  • Stärkere Exekution bestehender arbeitsrechtlicher Bestimmungen durch vermehrte Kontrollen
  • Verbesserung der Einkommenssituation im Tourismus und Gleichberechtigung der Frauen in der Bezahlung
  • Verbesserung der Arbeitszeiten durch längerfristige Dienstpläne, Verringerung der Überstunden und Schaffung von Kinderbetreuungsstätten durch die Zusammenarbeit aller Betriebe in einer Destination.
  • Verbesserung der Professionalität der Unternehmer in der Betriebsführung.

4. Hindernisse zur Beachtung nachhaltiger Prinzipien in den Hotelbetrieben

Das von den befragten Hoteliers meist genannte Hindernis zur stärkeren Beachtung von Nachhaltigkeitskriterien ist der hohe Investitionsaufwand. Dieses Argument wird auch von den Betrieben ohne Umweltzeichen als Nachteil des Österreichischen Umweltzeichens gesehen. Demgegenüber berichten jedoch die durch das Österreichische Umweltzeichen zertifizierten Betriebe, dass sich größtenteils die Anfangsinvestitionen durch die damit geschaffenen Betriebsoptimierungen bereits nach einem Jahr amortisierten. Diese Diskrepanz kann dadurch erklärt werden, dass das Österreichische Umweltzeichen in seinen Zertifizierungskriterien kostenintensive Installationen und Umbauten nicht als Muss-Kriterien sondern als Kann-Kriterien führt. Obwohl die befragten Hoteliers von einer steigenden Nachfrage für regionale Produkte berichten, wird die Bereitschaft für diese Angebote mehr zu zahlen als gering eingeschätzt. Deshalb werden höhere Einkaufskosten in den Betrieben nur beschränkt an den Gast weitergegeben. Die im Kapitel 2.7.2. vorgestellte Studie zu CSR-interessierten Gäste zeigt jedoch, dass zirka 10 Prozent der deutschen Reisenden bereit sind für CSR-relevante Aspekte mehr zu zahlen.
Die folgenden Hindernisse zur Implementierung von Nachhaltigkeitsprinzipien wurden im Zuge der Befragungen genannt:

  • Hoher Investitionsbedarf und lange Amortisationszeiten für moderne Umwelttechnologien
  • Höhere Einkaufskosten durch den Einkauf regionaler Produkte
  • Betriebe ohne Österreichischen Umweltzeichen beurteilen die Gästenachfrage für umweltzertifizierte Angebote als gering.
  • Die Mehrzahlbereitschaft für regionale Produkte bzw. Bioprodukte wird von den befragten Hoteliers als gering eingeschätzt.
  • Geringe Bereitschaft der Betriebe sich durch nachhaltige Prinzipien in ihren Geschäftsgebarungen einschränken zu lassen
  • Große Saisonalität in den Skidestinationen
  • Wirtschaftliche Abhängigkeit vom Tourismus in Skidestinationen
  • Mittelmäßige bis schlechte öffentliche Verkehrsanbindungen

3. Vorteile der Tourismusbetriebe durch die Beachtung nachhaltiger Prinzipien

Die befragten Hotelbetriebe differenzieren in der Frage der Vorteile zwischen betriebsinternen und marketingtechnischen Vorteilen. Während man in der Regionalkultur und der Verarbeitung von regionalen Spezialitäten Vorteile zur Positionierung sieht, werden Maßnahmen zur Verbesserung der ökonomischen Nachhaltigkeit meist aus Gründen der Wirtschaftlichkeit durchgeführt.
Die folgenden Vorteile wurden von den Hotelbetrieben beschrieben:
  • Bestehende Nachfrage für regionale Produkte im gastronomischen Angebot
  • Höhere Gästezufriedenheit
  • Betriebe differenzieren sich durch regionale Charakteristika
  • Eine stärkere Regionalität im Einkauf eines Betriebes fördert den Zusammenhalt und partnerschaftlichen Umgang der Stakeholder.
  • Alle befragten Betriebe mit Österreichischem Umweltzeichen berichten von Kostenersparnissen durch Optimierungsmaßnahmen im Energie- und Wasserverbrauch.
  • Die Betriebsanalyse im Rahmen des Zertifizierungsprozesses für das Österreichische Umweltzeichen hat vielen Betrieben eine Effizienzsteigerung und Optimierung der betriebsinternen Abläufe ermöglicht.
  • Betriebe mit Österreichischem Umweltzeichen berichten, durch die Einbindung der Mitarbeiter in die ökologische Optimierung der Betriebsprozesse eine höhere Mitarbeitermotivation erzielt zu haben.

2. Das niederösterreichische Nachhaltigkeitspotential

Im Kapitel 2 wird die Nachfrage für nachhaltige Tourismusprodukte in zwei Marktforschungsstudien auf zumindest 10 Prozent der verreisenden Deutschen und Österreicher geschätzt. Die Erläuterung der bestehenden Gästenachfrage in Niederösterreich in Kapitel drei zeigt eine bereits bestehende Nachfrage für nachhaltige Themen wie Genuss, Natur und Kultur. Die Gäste suchen in Niederösterreich weniger einen Erlebnis- als einen Erholungsurlaub.
Die befragten Experten sind sich darin einig, dass die niederösterreichischen Destinationen aufgrund der sanften Tourismusentwicklung im Gegensatz zu den stark frequentierten Destinationen in Tirol oder Salzburg, ein besonderes Potential bieten, sich über den nachhaltigen Tourismus zu positionieren. Besonders hervorgehoben wird der geografische Vorteil durch die Lage im Nahegebiet zu Wien. Deshalb erfreuen sich viele Kultur- und Naturattraktionen über einen beträchtlichen Anteil an Tagesgästen.
Der Niederösterreichische Naturtourismus wird bisher von der Niederösterreich-Werbung aufgrund der geringen touristischen Durchschlagskraft nicht als eigenes Geschäftsfeld vermarktet. Im Gegensatz dazu lassen die große Anzahl an Angeboten und die in der T-Mona Gästenachfrage ausgewiesene enorme Bedeutung der Natur und Naturattraktionen auf ein beträchtliches Potential dieses Segments schließen. Die niederösterreichischen Nationalparke und der Biosphärenpark Wienerwald sind bereits jetzt wichtige Bestandteile des niederösterreichischen Tourismusangebots.
Der stark ausgeprägte Kulturtourismus und die gute Förderung der Regionalität im Tourismus bieten ein großes Potential diese Segmente nachhaltig weiter zu entwickeln. Das landwirtschaftlich geprägte Niederösterreich ist mit seinen Delikatessen prädestiniert zur Vermarktung regionaler Produkte. Weshalb der Regionalität in der nachhaltigen Entwicklung ein besonderes Potential zukommt.
Die folgenden Potentiale für eine nachhaltige Entwicklung im niederösterreichischen Tourismus wurden identifiziert:
  • Niederösterreich verfügt über ein sehr vielfältiges naturtouristisches Angebot, das aus 2 Nationalparke, 22 Naturparken und einem Biosphärenpark besteht
  • Der im Jahr 2005 von der UNESCO anerkannte Biosphärenpark verfügt bisher noch nicht über gebündelte Angebotspakete im Tourismus. Der Park hat Anteil an Gemeinden und Wiener Gemeindebezirken, die insgesamt 750.000 Bewohner umfassen. Damit ist alleine das Naheinzugsgebiet des Parks enorm.
  • Die zwei niederösterreichischen Nationalparke bieten Nationalparkzentren, Shops, gastronomische Leistungen, Ausstellungen, Nationalparkwanderungen, Bootstouren, Sonderausstellungen und Kultur- und Naturerlebnisveranstaltungen. Beide Parks verfügen über ein professionelles Nationalparkmanagement, dass in touristischen Belangen für die Produktentwicklung, Information, und Gästebetreuung verantwortlich ist.
  • Der Nationalpark Thayatal fördert durch die Initiative der „Nationalparkregion Thayatal Qualitätsbetriebe“ die Beachtung von Nachhaltigkeitsprinzipien in den Unternehmen der Nationalparkregion.
  • Die 22 Naturparke werden unter dem Dach der Naturparke Niederösterreich vermarktet. Die touristische Entwicklung und die Qualität des Angebots ist zwischen den Parken sehr unterschiedlich. In vielen Parken würde man sich durch eine stärkere Professionalität in den Parkorganisationen Verbesserungen in der Angebotsattraktivität erhoffen.
  • Der Naturtourismus wird bisher von der Niederösterreich-Werbung nicht durch ein eigenes Geschäftsfeld vermarktet. Die Angebote werden in den Geschäftsfeldern Ausflugstourismus und Sport-Aktiv mit bearbeitet.
  • Niederösterreich verfügt über ein großes Angebot an authentisch gebliebenen Brauchtums- und Volkskulturveranstaltungen, welche ein großes Potential zur touristischen Vermarktung haben.
    Die Positionierung als Genussland Niederösterreich fördert die regionale Wirtschaft und stärkt die Qualität im niederösterreichischen Tourismus.

1. Bedeutung von Nachhaltigkeitsprinzipien in der niederösterreichischen Tourismuswirtschaft

Nachhaltige Prinzipien werden in Niederösterreich nur durch vereinzelte Maßnahmen umgesetzt. Eine Bündelung der bestehenden Bemühungen in Form einer Strategie zur nachhaltigen Entwicklung in der niederösterreichischen Tourismuswirtschaft wurde bisher noch nicht realisiert. Sowohl in den Aktivitäten der Niederösterreichischen Landesregierung, des niederösterreichischen Tourismusmarketings als auch der Tourismusbetriebe stehen Bemühungen um die ökologische und sozio-kulturelle Nachhaltigkeit im Schatten der massiven Förderung, der für die ökonomische Nachhaltigkeit sehr wichtigen, Regionalität im Tourismus. Ökologisch wurden erst 22 Betriebe durch das Österreichische Umweltzeichen zertifiziert. Die Expertenbefragungen der Hoteliers zeigen jedoch, dass auch Betriebe ohne Umweltzertifizierungen bereits Maßnahmen zur Steigerung der Nachhaltigkeit in der Betriebsführung setzen.
Sowohl die öffentliche Verkehrsanbindung der befragten Hotels als auch die sanfte Mobilität vor Ort wird von den Experten tendenziell als mittelmäßig bis schlecht bewertet. Es reisen im Winter 92 Prozent und im Sommer 77 Prozent der Urlaubsgäste in Niederösterreich mit dem PKW an. Zur Verbesserung der sanften Mobilität wurden in Niederösterreich bisher zwei klima:aktiv mobil Projekte durchgeführt. Dabei wurden einerseits ein Radverleihprojekt am Ötscher und ein Shuttlebusservice bei der Niederösterreichischen Landesaustellung 2009 realisiert. Die niederösterreichischen Verkehrsverbünde VOR und VVNB fördern in Ergänzung zu den bestehenden öffentlichen Verkehrslinien Anruf-Sammeltaxis und Park & Rideanlagen und Angebote des Carsharings bzw. Carpoolings.
In sozio-kulturellen Belangen bieten viele Hotels regionalen Künstlern Möglichkeiten für Auftritte und Kunstausstellungen. Dem Kulturland Niederösterreich wird in Form von zahlreichen Theaterhäusern, Festivals, Museen und Ausstellungen Rechnung getragen. Probleme sind im Arbeitsklima und in der Situation der Arbeitnehmer festzustellen. Zwar wurden in den Befragungen der Hotels weniger Probleme durch Saisonarbeit und Mitarbeiterfluktuation festgestellt, jedoch wurden keine Maßnahmen zur Verbesserung des Einkommens der Arbeitnehmer gefunden. Vereinzelt berichten Hoteliers durch eine Neuorganisation der Arbeitsplätze im Service durch die Aufgabenteilung in Bar- und Frühstückskellner eine bessere Vereinbarkeit des Serviceberufes mit dem Privatleben der Angestellten erreicht zu haben.
Naturtouristische Attraktionen wie die Nationalparke, die Naturparke, oder der Biosphärenpark Wienerwald schützen Natur- und Kulturlandschaften, fördern die Regionalentwicklung und binden regionale Kulturangebote in ihre Angebote ein.
Das Ziel der nachhaltigen Entwicklung wurde in Anlehnung an das Landesentwicklungskonzept in das Kursbuch 2010, dem niederösterreichischen Tourismusstrategiepapier, aufgenommen, jedoch nicht an verbindliche Richtlinien geknüpft. Die Förderung der nachhaltigen Entwicklung durch die Niederösterreich-Werbung wird von der bestehenden Gästenachfrage abhängig gemacht. Dadurch kommt dem Thema der Regionalität eine sehr große Aufmerksamkeit zu, während hinsichtlich der ökologischen Nachhaltigkeit das Österreichische Umweltzeichen in der Werbung kaum Beachtung findet.
Die folgenden Ergebnisse wurden in der Analyse der Bedeutung von Nachhaltigkeitsprinzipien in Niederösterreich festgestellt:
  • Niederösterreich verfügt über eine österreichweit einzigartige Förderung der Umweltberatung die durch das Ökomanagement Niederösterreich organisiert wird.
  • Die Destination Mostviertel versucht sich durch die Aufnahme der Nachhaltigkeit als Markenwert und Initiativen wie die Moststraße, die Eisenstraße oder die Pielachtaler Nachhaltigkeitskonferenz durch nachhaltige Themen touristisch zu positionieren.
  • Die Positionierung Niederösterreichs als Genuss Land und die damit verbundenen Projekte wie So schmeckt Niederösterreich, Weinherbst Niederösterreich oder diverse Genussfeste fördern die Regionalität im Tourismus.
  • Der Verein Wirtshauskultur Niederösterreich und eine ausgeprägte Kulturlandschaft bestehend aus hochkarätigen Veranstaltungen der Hochkultur bis hin zur Pflege der regionalen Volkskultur stärken die sozio-kulturelle Nachhaltigkeit.
  • Die Waldviertler Xundheitswelt hat sich durch den Zusammenschluss der Tourismusbetriebe mit der Landwirtschaft und dem Gewerbe zu einer Vermarktungsgenossenschaft zu einem österreichweiten Erfolgsprojekt entwickelt.
  • Naturtouristische Attraktionen, wie die niederösterreichischen Nationalparke, die niederösterreichischen Naturparke und der Biosphärenpark Wienerwald, bieten nachhaltige Tourismusprodukte an und fördern die nachhaltige Entwicklung in den Tourismusregionen.
  • In Niederösterreich wurden bisher von 11.383 Hotel- und Gastronomiebetrieben 22 durch das Österreichische Umweltzeichen zertifiziert.
  • Sowohl die öffentliche Verkehrsanbindung der Hotels, als auch die sanfte Mobilität vor Ort wird von den befragten Experten als mittelmäßig bis schlecht beurteilt.
  • Das Auto ist im Winter mit 92 Prozent und im Sommer mit 77 Prozent das bevorzugte Verkehrsmittel der Urlaubsgäste in Niederösterreich. Flugreisen spielen mit zwei Prozent der Urlaubsgäste im Sommer und ein Prozent der Urlaubsgäste im Winter eine geringe Rolle.
    Sowohl klima:aktiv mobil Projekte als auch Initiativen der Verkehrsverbünde VOR und VVNB fördern die öffentliche Verkehrsanbindung als auch die sanfte Mobilität vor Ort.
  • Viele Tourismusinitiativen des Landes wie die Niederösterreichische Wirtshauskultur, die Niederösterreichischen Genießerzimmer oder die Top-Ausflugsziele Niederösterreich leisten einen wichtigen Beitrag zur Regionalität, enthalten jedoch kaum ökologische Teilnahmekriterien.
  • In den niederösterreichischen Skigebieten wurden, aufgrund der starken Abhängigkeit der Regionen vom Skitourismus und des mangelnden Sommerangebots, Probleme in der Nachhaltigkeit der Angebote festgestellt.

Thesis Abstract

Der niederösterreichische Tourismus ist geprägt von einer großen Vielfalt an Kultur- und Naturattraktionen. Daher das urbane Zentrum Wien im Herzen Niederösterreichs gelegen ist nimmt der Tages- und Ausflugstourismus eine besonderes prominente Rolle im Gästemix ein. Insgesamt tragen die niederösterreichischen Tourismusbetriebe mit ihren 15.422 Angestellten zu 15,9 Prozent am Regionalen Inlandsprodukt bei.

Die folgende Masterthesis analysiert die Implementierung von Nachhaltigkeitsprinzipien in der niederösterreichischen Tourismuswirtschaft. Hierfür werden die Rolle von Nachhaltigkeitsprinzipien im niederösterreichischen Tourismus, das Potential zur nachhaltigen Entwicklung, die Vorteile und Nachteile der Beachtung von Nachhaltigkeitsprinzipien und Maßnahmen zur Förderung von Nachhaltigkeitsprinzipien untersucht. Die Ergebnisse basieren auf 23 Experteninterviews. Dabei wurde zwischen vier verschiedenen Expertengruppen unterschieden. Die erste und zweite Gruppe umfassen Hotelmanager, wobei die Befragten der ersten Gruppe aus mit dem Österreichsichen Umweltzeichen zertifizierten Betrieben stammen, beinhaltet die zweite Gruppe Hoteliers aus Betrieben ohne Ökozertifikat. Die dritte Gruppe behandelt die Bedeutung der Nachhaltigkeit aus der Sicht von sieben verschiedenen niederösterreichischen Marketingmanagern. Die vierte Expertengruppe erfasst Interviewpartner mit sehr unterschiedlichen Hintergründen. Enthalten sind eine Expertin der niederösterreichischen Tourismuspolitik, zwei Vertreterinnen des niederösterreichischen Naturtourismus, ein Vertreter der Gewerkschaft Vida, ein Vertreter des Österreichischen Umweltzeichens und ein Vertreter der Landwirtschaft.

Die Ergebnisse der Masterthesis zeigen, dass sowohl die niederösterreichische Tourismuspolitik als auch viele Stakeholder in der Tourismusindustrie bereits Aspekte der nachhaltigen Entwicklung im Tourismus umsetzen. Wobei es bisher noch keine geschlossene Nachhaltigkeitsstrategie der niederösterreichischen Tourismuswirtschaft gibt. Die meisten nachhaltigen Tourismusprodukte und Initiativen zur Förderung der Nachhaltigkeit sind in den Bereichen der Regionalentwicklung, der Kulinarik und dem Kulturtourismus zu finden. Oft werden diese Bereiche in Form von Genussfesten wie dem „Weinherbst“, dem „Pielachtaler Dirndlfest“, oder dem „Retzer Kürbisfest“ miteinander kombiniert. Eine Analyse von Tourismusmarken wie Top-Ausflugsziele Niederösterreich, Niederösterreichische Wirtshauskultur, oder Niederösterreichische Genießerzimmer ergab, dass die Beachtung von Nachhaltigkeitskriterien in den bestehenden Qualitätskriterien nur wenig Beachtung findet. Hinsichtlich der sozio-kulturellen Nachhaltigkeit wurden Schwächen in der Mitarbeiterzufriedenheit festgestellt. Dabei berichtet Experte der Gewerkschaft VIDA von Problemen in der Mitarbeiterbezahlung und in den Arbeitszeiten.
Eine Analyse der Verkehrsanbindung der Tourismusbetriebe und der Verkehrsmittelwahl der Gäste Niederösterreich zeigt Verbesserungsbedarf in der Anbindung durch öffentliche Verkehrsmittel auf.

Der niederösterreichische Naturtourismus wird bisher nicht in Form eines eigenen Geschäftsfelds der Niederösterreich-Werbung vermarktet. Die wirtschaftliche Durchschlagskraft wird bisher als zu gering eingeschätzt. In vielen Naturparken mangelt es an einem professionellem Parkmanagement und geschlossenen Tourismusangeboten. Solch ein Angebot findet man bisher in den beiden niederösterreichischen Nationalparks die einen wichtigen Beitrag zum Naturschutz, der Forschung und Bildung und zur Erholung leisten.
Sowohl Hotels mit Österreichischem Umweltzeichen als auch Hotels ohne Umweltzertifizierung berichten von Maßnahmen zur Verbesserung der Nachhaltigkeit ihrer Betriebsabläufe. Zertifizierte Betriebe konnten in der Regel die notwendigen Investitionen zur Erlangung des Umweltzeichens nach einem Jahr amortisieren und darüber hinaus in den folgenden Jahren Kostenersparnisse erzielen. Demgegenüber befürchten nicht zertifizierte Betriebe lange Amortisationszeiten aufgrund eines hohen Investitionsbedarfs. Außerdem wird der Umfang der Kriterienkatalogs und der entstehende Arbeitsaufwand als Hindernisse zur Implementierung von Nachhaltigkeitsprinzipien genannt.

Die Analyse zur Implementierung von Nachhaltigkeitsprinzipien zeigt einen deutlichen Bedarf an einer einheitlichen Nachhaltigkeitsstrategie der niederösterreichischen Tourismuswirtschaft die mit gebündelten Förderungsprogrammen, und einer verstärkten Vermarktung der Nachhaltigkeit einhergehen sollte.